Jan Lemitz

Stadt als Fabrik
Wie Logistik und Masterpläne das Leben in der Stadt verändern

  • Dialog

Zu allen Zeiten haben Verkehrswege und Handelsströme die Städte geprägt. Heute regeln komplexe logistische Netzwerke den Transport von Waren, Menschen und Daten. Das Erkundungsprojekt „Stadt als Fabrik“ untersucht die Dynamiken aktueller Stadtentwicklungsprozesse: Ausgangspunkt ist die ehemalige Hauptpost am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Das Gebäude wurde als logistischer Knotenpunkt für die Verteilung von Briefen entworfen. Allerdings verlegte die Post im Zuge von Reformen und Privatisierung ihren Transport von der Schiene auf die Straße. Und so war die Funktion des Gebäudes in Teilen schon bei seiner Einweihung 1991 obsolet. Jetzt soll es zu einem Kulturzentrum umgebaut werden. Neben der Stadtbibliothek, dem Theatermuseum und weiteren städtischen Nutzern wird dort auch das Forum Freies Theater (FFT Düsseldorf) ab 2021 mit einer neuen Spielstätte einziehen.

In einem dreitägigen Programmschwerpunkt erkunden wir das Düsseldorfer Bahnhofsviertel und die hier zu beobachtenden Vorgänge als beispielhaft für die Neukonfiguration unserer Städte. Sergio Bologna, einer der führenden Intellektuellen des italienischen Operaismus, analysiert die Bedeutung der Logistik für den globalen Kapitalismus. Die in Chicago ansässige Architektin Clare Lyster betrachtet die Auswirkungen urbaner Logistik auf das Leben in der Stadt.

Ein Tagesausflug in die logistischen Landschaften um Düsseldorf führt unter anderem an das Ende der „neuen Seidenstraße“ in Duisburg-Rheinhausen und zur „Brücke der Solidarität“, die an den Streik der Arbeiter gegen die Schließung des Krupp-Hüttenwerks 1987/88 erinnert. Dabei geht es um Spuren von Überschreibungen, die Jan Lemitz in seinen fotografischen Arbeiten und Installationen sichtbar macht. Die in Zusammenarbeit mit den Stadtforschern Klaus Ronneberger, Jochen Becker und Jan Lemitz entstehende „Case Study“ Düsseldorf ergänzen wir durch weiterführende Gespräche, unter anderem mit Christoph Schäfer und Renée Tribble, die mit der „PlanBude Hamburg“ eines der derzeit spannendsten Beispiele für Beteiligungsprozesse im Bereich der Stadtentwicklung vorstellen.

Ein vielstimmiger Diskurs lädt alle Stadtbewohner*innen ein, sich mit Urbanist*innen, Künstler*innen und Aktivisten*innen über aktuelle urbane Handlungsfelder auszutauschen. Die Veranstaltung versteht sich zugleich als Auftakt einer den bevorstehenden Umzug des FFT begleitenden Untersuchung, die weitere Aspekte der zukünftigen Rolle des Theaterbetriebs in der Stadtgesellschaft erkunden und diskutieren wird.