Robert Schittko

Rimini Protokoll (Helgard Haug)
Chinchilla Arschloch, waswas

„Keine Absicht – nur Tourette“, schickt Christian Hempel eilig voraus, wenn er sich unter Leuten bewegt. Seine Schimpftiraden und seine motorischen Ausbrüche sind nicht steuerbar. Sie sind Reaktionen auf die Welt, in der er sich bewegt. Das Tourette-Syndrom sucht die Öffentlichkeit, es will Konfrontation und Aufsehen erregen.
Mit Tourette Theater zu machen, scheint auf den ersten Blick unmöglich: Kein Text ist sicher, keine Bewegung wiederholbar. Die Bühnentechnik muss in Sicherheit gebracht, spezielle Hotelzimmer gebucht werden. Was nicht Tourette-kompatibel ist, wird geändert. Und diese Änderungen bilden ein Material, formen irgendwann einen Text, einen Anfang und einen Schluss.
In Chinchilla Arschloch, waswas wird Hempel das erste Mal eine Theaterbühne betreten, zusammen mit dem Musiker und Altenpfleger Benjamin Jürgens und dem Politiker Bijan Kaffenberger. Auch sie haben Tourette. Gemeinsam mit der Musikerin Barbara Morgenstern werden sie das Theater auf die Probe stellen: Wieviel Absichtslosigkeit hält das Theater aus? Wieviel Schutz kann es bieten, ist die Bühne doch für das Gegenteil geschaffen: Präzision, Wiederholbarkeit, Kontrolle, Weltgeschichte, Spektakel? Und nach dem Applaus wird vielleicht klar: Dieses Stück handelt nicht von Tourette.  Es handelt vom Publikum, vom Theater und der Angst vor dem Kontrollverlust.

Konzept, Text & Regie: Helgard Haug
Mit: Christian Hempel, Benjamin Jürgens, Bijan Kaffenberger, Barbara Morgenstern, Stefan Schliephake und Sven Lüders
Komposition & Musik: Barbara Morgenstern
Bühne: Mascha Mazur
Video: Marc Jungreithmeier
Lichtdesign: Johannes Richter
Lichtdesign Adaption Berlin: Sebastian Zamponi
Dramaturgie: Cornelius Puschke
Dramaturgie Künstlerhaus Mousonturm: Anna Wagner
Recherche & Künstlerische Mitarbeit: Meret Kiderlen
Videoassistenz: Lukas Lenfert
Produktionsleitung Künstlerhaus Mousonturm: Olivia Ebert
Produktionsleitung Rimini Protokoll / Touring: Juliane Männel
Produktionsassistenz: Desislava Tsoneva

Eine Produktion von Künstlerhaus Mousonturm, Schauspiel Frankfurt und Rimini Protokoll. Koproduziert vom Westdeutschen Rundfunk und HAU Hebbel am Ufer Berlin.  Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser, durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain im Rahmen des Schwerpunkts „Erzählung.Macht.Identität“ und durch die Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege im Rahmen der Projektreihe UNLIMITED II zur Förderung exemplarischer Positionen zeitgenössischer Performing Arts.

Aufführungsrechte: schaefersphilippen Theater und Medien GbR

Musikrechte: Barbara Morgenstern © Maobeat Musikverlag/Budde Music Publishing GmbH“