Foto: Hanneke Wetzer

Residenzen im Realen

  • Recherche-Projekt

Das tanzhaus nrw verlässt die eigenen vier Wände und betritt neues Terrain: Statt das Publikum in den Theatersaal und in Tanzstudios einzuladen, entern verschiedene Künstler*innen Orte der Sorgearbeit und Selbstsorge in Düsseldorf. Künstlerische Praktiken und Reflexionsprozesse wurden einem Reality-Check unterzogen: Das Pflegeheim der Diakonie Flingern in unmittelbarer Nachbarschaft des tanzhaus nrw beherbergte Liz Rosenfeld und Rodrigo García Alves mit ihrer Recherche zu queeren Hospiz-Konzepten (April/Mai 2018). Das Zentrum Plus Friedrichstadt, eine Begegnungsstätte in der Düsseldorfer Innenstadt, lud Katja Heitmann ein, Körper-Algorithmen zu erforschen (April/Mai 2018) und bei Fitness Unlimited trainierte das Kollektiv ZOO aktive Selbstsorge (Mai/Juni 2018).

 

Diese Orte sind Anlaufstellen für Menschen auf der Suche nach Gemeinschaft, nach Pflege und Zuwendung oder Gestaltung von Freizeit. Es sind im weitesten Sinne Orte, die sich der Sorge um den Menschen widmen. So verhandelt die Kunst aktuelle gesellschaftliche Fragen, etwa: Wie sehen „care work“ und „affective work“ heute aus? Welche Rolle übernehmen die Künste darin? Wie und von wem lernen wir? Und wie transformieren diese Prozesse künstlerische Praktiken, die Kunstinstitutionen und ihre Kooperationsmodelle?

 

Neben den „Residenzen im Realen“, die das Herzstück des Projekts Claiming Common Spaces im tanzhaus nrw bilden, wurden und werden mit Gastspielen weitere Außenräume in Düsseldorf erkundet: Die norwegische Choreografin Ingri Fiksdal beschwor in „Night Tripper“ die Waldgeister an einem geheimen Ort (Mai 2018), der Berliner Choreograf Sebastian Matthias bewegte sich mit dem Publikum durch die Grooves unterschiedlichster öffentlicher Orte und Institutionen im Zentrum Düsseldorfs (Juni 2018) und die französisch-marokkanische Choreografin Bouchra Ouizguen reklamiert mit „Corbeaux“ gemeinsam mit ihrem ausschließlich weiblichen Ensemble Räume als Freiräume (Juni/Juli 2018).