POLITICS OF INVITATION #6:
LA FINALE
+ Preisverleihung des Internationalen Theaterinstituts Deutschland (ITI)
Wie können neue Formen der Zusammenarbeit entstehen, wenn die Strukturen, Konstellationen, die Politiken, Ökonomien und Logiken der Zusammenarbeit im besten Sinne eingespielt – im negativen Sinne: festgefahren – sind?
In der Reihe Politics of Invitation befragt das FFT seine Routinen der Gastgeberschaft und des Kuratierens und lädt Künstlerinnen ein, eine andere Politik der Einladung zu entwerfen und zu praktizieren. Als Co-Hosts waren von Anfang an die Regisseurin Monika Gintersdorfer, die ivorische Tänzerin und Musikerin Annick Agbadou alias Annick Choco und die spanische Choreografin und Performance-Künstlerin Montserrat Gardó Castillo beteiligt. Zum abschließenden Symposium haben sie weitere Gäste eingeladen, die jeweils eigene Einladungen ausgesprochen haben. Im Symposium treffen verschiedene Perspektiven und Expertisen zusammen. In kurzen Inputs und gemeinsamen Gesprächen erörtern wir die Freude und die Verantwortung der Gastgeberschaft und des Kuratierens.
Im Anschluss an das Symposium zeigen Gintersdorfer/Klaßen um 20 Uhr die Performance „Fin sans Fin“, die der Geschichte des mexikanischen Clubs El 9 gewidmet ist. Der Gay Club El 9 hob im Spirit seines Begründers Henri Donnadieu verschiedenste Grenzziehungen auf und machte auch Heteros glücklich. Es geht um eine spezifische Verbindung von Clubkultur, politischem Aktivismus und experimentellen Theaterformen, die für die 80er Jahre prägend war und in anderen Formen heute wieder erfahrbar ist.
Als 20-Jährige lebte Monika Gintersdorfer für einige Zeit in Mexiko City und besuchte den Club ein Jahr lang beinahe täglich. In zwei kleinen Räumen entstand in den 15 Jahren seines Bestehens eine subkulturelle Mischung aus kosmopolitischem Lifestyle, sich öffnenden Sexualitäten und Kunstexperimenten. Es gab festgelegte Wochentage für Gay Kino, Preisverleihungen für EL 9-Stars, Drag Shows der hauseigenen Kitsch Company und Konzerte aufstrebender Latino Rock- und Punk Bands, die junge Leute anzogen und für eine extreme Durchmischung des bis dahin existierenden Publikums sorgten. In der zweiten Hälfte der 80er hatten die Folgen eines Erdbebens, der Ausbruch von Aids und wachsende Homophobie existentielle Auswirkungen auf die Community und den Club, der Aufklärung und Hilfsangebote organisierte. Ein Abend mit Gästen aus Mexiko City und anderen Städten um Amüsement, Verlust und Veränderung.
Im Rahmen der Performance wird der Regisseurin Monika Gintersdorfer der Preis des Internationalen Theaterinstituts Deutschland verliehen. Damit würdigt das ITI ihren unermüdlichen Einsatz in transnationalen Theaterkooperationen. Seit 2005 arbeitet Monika Gintersdorfer mit Gintersdorfer/Klaßen zwischen Europa und Afrika, zwischen Stadttheater und den freien darstellenden Künsten mit einem deutsch-ivorischen Team und zahlreichen internationalen Gästen. 2016 gründete sie zudem mit Franck Edmond Yao alias Gadoukou la Star die tanzstarke Gruppe La Fleur, die Mitglieder aus 4 Kontinenten zur transnationalen Zusammenarbeit vereint. Monika Gintersdorfer und das FFT verbindet eine langjährige Zusammenarbeit.
Mit: Annick Choco, Carlos Martinez, Orgy Punk, Montserrat Gardó Castillo, Brayant Salomé Solis Leyva
Film: Éric Tagbo
Teilnehmer*innen: Boye Diallo, Sigrid Gareis, Nadine Jessen, Stella Konstantinou, Mmakhotso Lamola, Frida Laux, Mukenge/Schellhammer (Christ Mukenge, Lydia Schellhammer), Orgy Punk, Moaeed Shekhane, Ivor Stodolsky
Gastgeber*innen: Irina-Simona Bârcă, Montserrat Gardó Castillo, Annick Choco, Monika Gintersdorfer, Kathrin Tiedemann
Beobachterin: Jun. Prof. Dr. Maren Butte
Moderation: Aurora Rodonò
Im Rahmen von Politics of Invitation
Politics of Invitation wird gefördert durch die Kunststiftung NRW sowie im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.