Intentionale Mutation Mit Paul B. Preciado, Maria Galindo, María Berríos und Nathalie Anguezomo Mba Bikoro
Die Covid-19-Krise hat den epistemologischen Wandel, in dem wir uns bereits befanden, noch einmal beschleunigt und damit die Gefahr einer ausufernden biopolitischen Kontrolle durch den medizinischen und pharmakologischen Apparat und durch kybernetische Überwachung verstärkt. Doch parallel zu neuen Kontrollmechanismen und der Verschärfung der ethnischen, sexuellen und geschlechtlichen Unterdrückung wird die Position des patriarchalen und kolonialen hegemonialen Subjekts vehement wie nie zuvor infrage gestellt, nicht zuletzt mittels vielfältiger Prozesse der Emanzipation und Subjektwerdung derjenigen, denen in der kolonialen und patriarchalen Geschichte eine objekthafte, non-humane Stellung zugewiesen wurde. Diese Prozesse stellen keineswegs einfach nur einen Aufstand dar, sondern vielmehr eine somapolitische Revolution, einen transversalen Prozess der Emanzipation lebender Körper von den politischen Systemen der Extraktion und der Aufteilung von Energie und Leben auf der Erde.
Wir laden Sie herzlich ein, sich an der Diskussion über den aktuellen politischen Wandel zu beteiligen, insbesondere über die zentrale Bedeutung der Kritik der kolonialen Geschichte, der antirassistischen Diskurse und Praktiken, des schwierigen Verhältnisses der verschiedenen Formen der Unterdrückung aufgrund von Gender, Sex, Sexualität, ethnischer Zugehörigkeit und Schicht sowie der Notwendigkeit, die aktuellen Kämpfe miteinander zu verknüpfen.
Maria Galindo ist Künstlerin, Performerin, Aktivistin, Autorin und Mitgründerin des bolivianischen Kollektivs Mujeres Creando. Ihr geht es um einen Dialog der subalternen Praktiken und des subalternen Wissens der indigenen Frauen mit den politischen und literarischen Traditionen von Anarchismus, Punk und nicht-weißem Feminismus.
Die Soziologin, Autorin und Kuratorin María Berríos beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Themen auf der Grenze von Kunst, Kultur und Politik, mit Schwerpunkt auf Lateinamerika und besonderem Interesse an kollektiven Experimenten von “Dritte-Welt”-Allianzen und ihren Ausstellungsformaten. Sie ist Teil des Kurator*innenteams der 11. Berlin Biennale.
Nathalie Anguezomo Mba Bikoro verbindet Installationen, Radio, Kunstperformances, Film und Recherche. In ihrer Arbeit analysiert sie Machtprozesse und Fiktionen in historischen Archiven, die sich kritisch mit Migrationskämpfen auseinandersetzen. Zuletzt hat sie das Programm “Radical Mutation: On the Ruins of Rising Suns” am HAU kokuratiert.
Paul B. Preciado ist Philosoph, Kurator und einer der Vordenker auf den Gebieten Gender Studies und Philosophie des Körpers. Seine Bücher, darunter “Testo Junkie. Sex, Drogen und Biopolitik in der Ära der Pharmapornografie”, gelten als Schlüsselwerke des europäischen Queer- und Trans-Aktivismus.
Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien.