Hendrik Quast
Hairkunft
Hendrik Quasts Haare haben ihn verlassen. Gerade jetzt, wo der Klassenwechsler sich nach kämmbarem Prachthaar sehnt, um im Kunstmilieu neue Rollen zu spielen. Hier gilt es, mit klarer Haarkante den Mittelklasse-Status zu sichern! Eine volle Mähne, das hat er von Simba aus König der Löwen gelernt, symbolisiert Status und Klasse. Hendrik Quast unterzieht sich einer Haartransplantation. Diese Phase seiner Haargeschichte ist blutig, schmerzhaft, teuer und riskant: Eine Langzeitperformance mit Eigenhaar – kein Kunsthaar! Machen seine Arbeiter-Wurzeln diese Umverpflanzung mit? Lässt sich der erblich bedingte Haarausfall so behandeln? Was bleibt, wenn der chronisch-kranke Körper das neue Haupthaar wieder abstößt? Hendrik Quast verwandelt die Bewirtschaftung seines Kopfes in eine skurrile Hairkunfts-Performance. Mit Elementen aus Stand-up-Comedy, Musical, Body-Art und Crowdwork sowie mit Nahaufnahmen beleuchtet er die widersprüchlichen Erfahrungen, die er auf seiner queeren und schamvollen Klassenreise gemacht hat. Und enthüllt die gespenstische Existenz eines Klassenwechslers zwischen Zu- und Hairkunft. Ein Abend, an dem Hendrik Quast den Preis des Aufsteigens hinterfragt, seine Kosten umverteilt und niemandem etwas schuldig bleibt. Hendrik Quast war zuletzt mit der Solo-Show „Spill your Guts“ 2022 auf Kampnagel zu Gast. Seine Arbeiten zeichnen sich aus durch eine genussvolle Vorliebe für Themen an den gesellschaftlichen Tabugrenzen, durch eigenwillige Komik, akribische Recherchen, Präzision und performative Konsequenz. „Hairkunft“ ist ein weiteres Projekt im Bereich der Disability Arts, das sich darüber hinaus mit Klassismus und Repräsentationspolitiken beschäftigt und mit den Möglichkeiten und Chancen der Bühnenkünste als Medium.
Mit: Hendrik Quast
Text, Performance, Konzept, Regie: Hendrik Quast
Kostüm, Maske: Christina Neuss
Sound: Toben Piel
Künstlerische Mitarbeit, Video: Michel Wagenschütz
Bühne: Jonas Maria Droste
Licht: Maika Knoblich
Dramaturgie: Florian Fischer
Beratung Text: Daniela Plügge
Transplantation: Bahar Akcay, Dr. Christian Roessing
PR: Augustin PR
Technische Leitung: Hendrik Borowski
Beratung Comedy: Christian Eisert, Katrin Wöller
Produktionsassistenz: Maret Zeino-Mahmalat
Produktion: Lisa Gehring
Eine Produktion von Hendrik Quast in Koproduktion mit Sophiensæle, Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt/Main, Forum Freies Theater Düsseldorf, Kampnagel Hamburg und Theater RAMPE Stuttgart. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin und durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.