Credit: Dorothea Tuch

Gob Squad
I Love You, Goodbye (The Digital Detox Edition)

  • Performance

„Liebes www, ich erinnere mich noch gut an unsere erste Begegnung. Du warst so unschuldig. Die vielen Stunden, die wir am Telefon verbracht haben. Es war nicht leicht, eine Verbindung aufzubauen. Eine lange Zeit fühltest du dich sehr weit weg an. Langsam, nur langsam kamen wir uns näher. Du hast Dich geöffnet und mir gezeigt, wie ich mich Dir öffnen kann – bis ich nicht mehr erkennen konnte, wo ich anfange und Du aufhörst. Ich fand das sehr romantisch.

Kennst Du die englische Redensart ‚kill with kindness’? Du wolltest auf mich aufpassen, mir den Weg zeigen, wenn ich mich in einer fremden Stadt verlaufen hatte, mir helfen, dieses Schnäppchen zu ergattern, ohne vom Sofa aufstehen zu müssen. Du warst immer da, wenn ich Dich brauchte. Es war, als würdest Du immer zuhören, immer einen Rat haben.  Als könnte ich Dich alles fragen.Ich hörte auf mich zu fragen, was ich eigentlich möchte – ich fragte einfach Dich. Was ziehe ich an? Was esse ich? Wo gehe ich hin? Was denke ich? Deine maßlose Fürsorge machte mich faul und raubte mir Kraft. Ich hatte so viele Fragen, und Du hattest die Antworten. Es begann gruselig zu werden. Als würdest du auf einen Blick erkennen, was ich denke. Mit Dir konnte ich immer alles sein, was ich wollte. Und entfernte mich so immer mehr von mir selbst … Wir müssen reden.

Gob Squad sind nicht mit dem Internet aufgewachsen. Wie kann etwas, das die erste Hälfte des Lebens nicht existiert hat, heute nicht mehr wegzudenken sein? Was ist passiert? Es ist Zeit, Bilanz zu ziehen und die vielen Wege zu untersuchen, auf denen die digitale Welt polarisiert, spaltet und uns einander entfremdet, während sie sich selbst als einzige echte Chance auf wirklich bedeutungsvolle Beziehungen präsentiert. Es ist Zeit, einen neuen Deal auszuhandeln. Gob Squad sind ein binationales Künstler*innenkollektiv, das Produkt einer globalen Utopie. In „I Love You, Goodbye (The Digital Detox Edition)“ werden durch gemeinsames Kochen und Lieder über Liebeskummer kulturelle Unterschiede sichtbar. Ein immersives Ritual als Versuch unsere Hassliebesbeziehung zum World Wide Web zu klären.

Gob Squad ist ein siebenköpfiges Monster mit einem Körper, ein Künstlerkollektiv mit vielen Bossen. Eine schizophrene Identität und mehrfach gespaltene Persönlichkeit – bisexual, binational, bilingual (englisch/deutsch). Eine Patchworkfamilie und eine soziale Utopie. Gemeinsam arbeiten sie seit 1994 an der Konzeption, Inszenierung und Darstellung von Live-Performances im Grenzbereich von Theater, Kunst und Medien.

Konzept, Regie: Gob Squad. Performance: Johanna Freiburg, Sean Patten, Sharon Smith, Berit Stumpf, Sarah Thom, Bastian Trost, Simon Will. Sounddesign: Jeff McGrory, Torsten Schwarzbach. Videodesign: Miles Chalcraft. Lichtdesign, Technische Leitung: Max Wegner. Ausstattung: Glamour Glaneur (Tatiana Saphir / Tamara Saphir / Moriya Matityahu). Dramaturgie, Produktionsleitung: Christina Runge. Künstlerische Assistenz: Mat Hand. Ausstattungsassistenz: Amina Nouns. Gob Squad Management: Eva Hartmann. Tourmanager: Mat Hand. UK-Produzentin: Ayla Suveren.

Eine Koproduktion von Gob Squad und FFT Düsseldorf. In Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, Berlin. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gob Squad Arts Collective erhält institutionelle Förderung im Rahmen des Konzeptförderungszeitraumes (2015-2019) des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa.