Foto: Zuri Maria Daiß

Detroit – Berlin: One Circle

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Das Festival „Detroit – Berlin: One Circle“ geht der intensiven Beziehung zweier Orte nach, die immer wieder abgeschrieben und gleichzeitig symbolisch überfrachtet wurden. Die spontan mit den beiden Zentren assoziierten Bilder brachliegender Zivilisationsruinen versprühen einen fast mythologischen Austeritäts-(Anti-)Glamour. Die zwei Städte sind vor allem im popkulturellen Bewusstsein seit den 1980er-Jahren untrennbar durch die rasante Entwicklung und Verbreitung von Techno miteinander verbunden. Das Festival beschränkt sich jedoch nicht auf den reichen musikalischen Austausch, sondern bezieht darüber hinaus auch die ebenso produktiven Felder künstlerischer sowie städtepolitischer Debatten mit ein.

Die Rezeption und Distribution des in den 1980er-Jahren in Detroit entstandenen Techno führte dazu, dass auch Berlin sich zu einer Metropole für elektronische Musik entwickeln konnte. Diesem nicht nur historisch, sondern auch aktuell bedeutsamen Umstand trägt das HAU Hebbel am Ufer im Zuge einer Clubnacht im Tresor Berlin und Live-Konzerten im HAU Rechnung. Kulturproduzent*innen aus beiden Städten werden in einem Gespräch der Frage nachgehen, wie Techno nach Europa kam – und werden in Anlehnung an die Berliner Nachtkultur Zukunftsszenarien für Detroit entwerfen.

Eine weitere Gesprächsrunde eruiert die Relevanz einzelner Radiosendungen. In Gesprächen zwischen Detroiter und Berliner Kulturproduzent*innen und Städteforscher*innen soll über Möglichkeitsräume für Kulturschaffende in der postindustriellen Stadt nachgedacht werden. Im direkten Städtevergleich werden einerseits durch eine Kritik an politischen und privatwirtschaftlichen Akteur*innen Themen der Gentrifizierung, Vertreibung und Austerität aufgeworfen und die bekannten Folgen des „urban boosterism“ analysiert werden, der im Stadtleben in erster Linie eine ökonomische Ressource sieht.

Wie der Diskurs über die „kreative Stadt“ als Widerspruchsbeziehung artikuliert werden kann, steht im Zentrum der Performance der interdisziplinären Künstlerin Tiff Massey, die sie speziell für das Festival neu entwickelt hat. Nguyễn Baly, die Gruppe SDW e. V. sowie der Kotti-Shop sind im Vorfeld des Festivals aus Berlin nach Detroit gereist. Sowohl im HAU3 als auch in einer Outdoor-Installation wird Material aus ihren Künstler*innen-Residenzen präsentiert.

Das Festival „Detroit – Berlin: One Circle“ eröffnet so eine breite Palette von unterschiedlichsten Aspekten, die in spezifischen Formaten vorgestellt werden und die durch die intensive Kooperation zwischen Akteur*innen aus beiden Städten nicht nur für den Augenblick sondern weit darüber hinaus Synergien wecken sollen.