Daniel Kötter
Roden
Europa ist entwaldet. Die Holzkrise des 19. Jahrhunderts ließ die europäische Bevölkerung nach den unterirdischen Wäldern des Kohlenstoffs greifen, und hat die Grenzen der kapitalistischen Expansion in die Luft, den Boden, die Geologie sowie in Gesellschaften im sogenannten globalen Süden verschoben. 200 Jahre später sind auch die teilweise rekultivierten Fichten- und Mischwälder verschwunden – steigende Temperaturen und Trockenheit machten die Fichte anfällig für den Borkenkäfer und verwandelten einst vertraute Landschaften in ein Fragezeichen. Die Zukunft des Waldes im Kontext des Klimawandels und der politischen Umwälzungen stellt uns diesmal andere Aufgaben.
„Roden“ setzt inmitten dieser neuen Landschaftsveränderung an und stellt die Idee der Resilienz in Frage – die Fähigkeit, auf eine Störung zu reagieren. Gemeinsam mit der Frauenrechtlerin Olande Byamungu, dem Instrumentenbauer und Musiker Ikbal Lubys und dem Schreiner und Performer Wolfram Sander bietet der Dokumentarfilmer und Theaterregisseur Daniel Kötter einen filmischen Parcours und einen theatralen Wald, in dem die Katastrophe bereits stattgefunden hat.
Das Stück nimmt das Publikum buchstäblich mit auf einen Rundgang durch eine andere Welt, die aus der Gewalt gegen Menschen und Waldökosysteme entstanden ist. Wen treffen wir dort? Wie lange wird dies andauern? Was ist hier möglich? In diesem dokumentarischen Projekt verschmelzen kinematografische und theatralische Erfahrung und schaffen Reibungen zwischen dem „theatralischen Hier und Jetzt“ und anderen Zeitlichkeiten: denen des biologischen Lebens der Wälder, der Plantagen, der lokalen Waldwirtschaft, der Kohlenstoffkreisläufe und des Lebens im Boden.
„Roden” ist eine Performance, die im Rahmen des Projekts Roden / Kukata Miti / Pembalakan entwickelt wurde. Sie knüpft an Daniel Kötters Serie von Performances und 360°-Filmen „landscapes and bodies“ an, die in den Jahren 2018 – 2022 die Auswirkungen des Extraktivismus auf Landschaften und Gemeinschaften in Indonesien, der DR Kongo und Deutschland untersuchten.
Beginn ab 19:30 Uhr
Dauer: ca. 1 Std. 50 Min., Einlass in Gruppen
Sprachen: Deutsch, Bahassa Indonesisch, Javanesisch, Dayak, Swahili, Mashi, Französisch Untertitelt: Deutsch, Englisch
Im Anschluss an die Aufführung besteht die Möglichkeit des Austauschs mit Daniel Kötter und Beatrix Joyce.
Künstlerische Leitung, Film: Daniel Kötter
Künstlerische Mitarbeit, Performance: Olande Byamungu, Ikbal Lubys, Wolfram Sander
Dramaturgie: Anna Ptak
Raum: Natalia Orendain
Technische Leitung, Sound: Catalina Fernandez
Produktion: Simone Graf, Beatrix Joyce
Eine Produktion der Kötter/Israel/Limberg GbR in Koproduktion mit PACT Zollverein – Choreographisches Zentrum NRW, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste und Theater im Pumpenhaus Münster. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und der Kulturstiftung NRW. Mit freundlicher Unterstützung von INVR.