Christian Schuller

1/2/8 – Urban Frictions

  • Festival

Mit dem transdisziplinären Forschungsfestival 1/2/8 bietet PACT seit dem Frühjahr 2017 eine zukunftsweisende internationale Plattform, die Raum und Zeit schafft für die Verknüpfung unterschiedlicher künstlerischer und wissenschaftlicher Disziplinen. Die dritte Ausgabe „1/2/8 – Urban Frictions“ stellte im Mai 2018 urbane Prozesse und die fragilen, dynamischen Gefüge von Stadtgesellschaften in den Fokus: Wo findet Reibung im urbanen Raum statt? Wie lassen sich die Wirkungsgefüge und Strukturen einer Stadt mit den Mitteln der Kunst analysieren und beeinflussen?

 

Während vierwöchiger Forschungsaufenthalte untersuchten sieben lokale und internationale Künstler*innen-Gruppen aus unterschiedlichen Perspektiven den öffentlichen und privaten Raum als Sphären der politischen, sozialen und kulturellen Teilhabe. Dabei entwickelten sie Praxen, die Freiräume erzeugen und souveräne Handlungsoptionen eröffnen. Neben „1/2/8 – Urban Frictions“ ist die „WerkStadt“ Bestandteil und Gravitationsfeld einer Reihe von PACT initiierter und langfristig angelegter Aktivitäten im Stadtraum. Als unabhängiger Satellit agierend, dient sie als Ort, an dem Kulturtechniken ausgetauscht und Ressourcen im Stadtteil zu gemeinsamen Lösungsansätzen verknüpft werden.

 

Während des Festivalzeitraums von „1/2/8 – Urban Frictions“ lässt das künstlerische Forschungsprojekt Playful Commons eine „Genehmigungswerkstatt“ entstehen, die gelungene, absurde und gescheiterte Genehmigungsprozesse für kreative Aktivitäten im urbanen Raum dokumentiert und zugleich vereinfachende Hilfestellungen für neue Anträge leistet. In einer Workshop-Reihe zum Dokumentarfilm entwickelt der kanadische Videokünstler Roberto Santaguida gemeinsam mit Menschen mit psychischen Erkrankungen individuelle Portraits einer Stadt. Die Gruppe HEFT konstruiert mobile Ad-hoc-Architekturen aus Holz, Stoff und anderen Materialien als transformierbare Mini-Parlamente, die zwischen Häuserschluchten zu öffentlichen Debatten einladen. Fragen nach territorialen Konzepten und Grenzsetzungen stellt die Künstlergruppe h-artlab mit ihren Installationen, die alternativen Formen der Kartographie entwerfen.

 

Die Landschaft als Gegenstand technokratischer Urbanisierung rückt ins Zentrum von Namik Mackics geopolitischer Forschung. Der Klangkünstler Yotam Schlezinger hört die Stadt auf ihre Spannungen und akustischen Widersprüche ab und komponiert diese, ohne sie aufzulösen. Ausgehend von der Suche nach Möglichkeiten zur Übertragung individueller Praxen befragt die griechischen Choreografin Lenio Kaklea in einer achtmonatigen Forschungsperiode die Bewohner eines Stadtteils zu ihren alltäglichen Praktiken, Bräuchen und Ritualen und führt diese in einer literarischen Publikation und einer Choreografie zusammen – es entsteht eine Enzyklopädie urbaner Praktiken.