(c) Melanie Zanin

Akademie Kunst und Begegnungen – Der Podcast von Melanie Sien Min Lyn und Lydia Sarges

Kultureinrichtungen sind Orte der Begegnung. Aber für wen? Welche Begegnungen finden statt und welche nicht? An der Schnittstelle von Vermittlung, Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit haben sich Praktiken etabliert, die diese Fragen in den Fokus rücken, von performativen Strategien der Beteiligung und kollektiver Autor:innenschaft bis hin zu publikumsentwickelnden Maßnahmen vor Ort und zunehmend im digitalen Raum. Um diese Praktiken zu reflektieren und weiterzuentwickeln, hat das Bündnis internationaler Produktionshäuser die Akademie Kunst und Begegnungen initiiert. Sie wurde von Cornelia Hinterschuster und Yasmine Salimi als Vermittlungsprogramm für die freie Szene konzipiert. Ziel ist es, ein Forum zur Vernetzung und Weiterbildung für interessierte Personen zu schaffen, die den Bereich zwischen Kunst und Gesellschaft bereits gestalten oder in Zukunft gestalten möchten.

Der erste Jahrgang der Akademie Kunst und Begegnungen wurde von Melanie Sien Min Lyn dokumentiert und gemeinsam mit Lydia Sarges in Form eines Podcasts künstlerisch verarbeitet.
Zwischen Juni und November 2021 fanden verschiedene mehrtägige Module zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten statt. Diese Treffen fanden aufgrund der Corona-Pandemie teilweise online, teilweise vor Ort, in Kooperation mit Kampnagel in Hamburg, dem HAU Hebbel am Ufer in Berlin, dem tanzhaus nrw und dem FFT Forum Freies Theater in Düsseldorf statt. Dabei waren zahlreiche interdisziplinäre Expert:innen eingeladen, über ihre Praxis zu berichten. Die Akademie Kunst und Begegnungen ist ein Programm mit limitierter Platzkapazität. Die insgesamt 18 Teilnehmer:innen der Akademie bewarben sich im Vorfeld auf einen Open Call und wurden von einer Jury ausgewählt. Der Podcast ist eine situative Dokumentation der Veranstaltungen im Rahmen der Akademie und soll ihre Inhalte über den Kreis der Teilnehmer:innen hinaus zugänglich machen.

Der Podcast ist in deutscher und englischer Lautsprache. Zu jeder Folge gibt es ein entsprechendes Transkript.

Folge 1: „Working on Situated Encounters / Arbeit und Wissenstransfer“

Die Akademie Kunst und Begegnungen richtet sich an Menschen, die die Schnittstelle zwischen Kunst und Begegnungen als ihren Arbeitsschwerpunkt begreifen. Wie werden Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch praktiziert und reflektiert — in den jeweiligen Projekten, im Arbeitsalltag, in der Akademie? Wie lassen sich die Bedingungen einer Begegnung in den Umgangsweisen, den Arbeitsweisen und letztendlich den Institutionen so gestalten, dass sie Kollektivität ermöglichen? Wie ist das Verhältnis zwischen Begegnung als beruflicher Praxis und als gesellschaftspolitischem Anspruch? Können Kulturinstitutionen Laboratorien für ein gesellschaftliches Miteinander sein?
Dazu gaben verschiedene Gäst:innen in Form von Inputs, Workshops und Gesprächen inhaltliche Impulse. Irina-Simona Bârcă und Stella Konstantinou erzählten, wie es zur Idee der Akademie Kunst und Begegnungen kam (ab Min. 03:20). Tereza Stejskalová und Hana Janečková berichteten über ihre Arbeit bei tranzit und Display und das Spannungsfeld zwischen feministischer Praxis und institutionellen Rahmenbedingungen (ab Min. 07:35). Dabei thematisierten sie auch spezifische Herausforderungen einer feministischen, antirassistischen Kunstproduktion im osteuropäischen Kontext. Gatari Surya Kusuma sprach über die Radikalität von Freund:innenschaft als antikapitalistisches Konzept und künstlerische Methode der Begegnung (ab Min. 17:20). Die Akademie-Teilnehmerin Ioulia Kokkokiou beendete die Veranstaltung mit einer angeleiteten Meditation (ab Min. 23:00).

In der ersten Folge des Podcasts zu hören sind: Irina-Simona Bârcă, Cornelia Hinterschuster, Hana Janečková, Ioulia Kokkokiou, Stella Konstantinou, Gatari Surya Kusuma, Melanie Sien Min Lyn, Yasmine Salimi, Tereza Stejskalová

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Folge 2: „Spaces of Encounter / Räume der Begegnung“

Die Spielräume von Kunst und Begegnungen hängen stark davon ab, wo sie verortet sind – vom lokalen Kontext, von der kulturellen Infrastruktur, dem sozialen Umfeld. Welcher Umgang mit Öffentlichkeit und Nachbar:innenschaft findet statt? Wie hängen urbane Lebensrealitäten mit ländlichen zusammen, was unterscheidet sie? Und was bedeutet das für die künstlerische Praxis vor Ort?
Am Beispiel vom HAU Hebbel am Ufer wurden Einblicke in die stadtpolitische Vermittlungspraxis im Rahmen von HAU to connect sowie in die Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Schulen im Rahmen des Houseclub gegeben (ab Min. 01:10). Sascia Bailer berichtete von ihrer Arbeit als Künstlerische Leiterin 2019/20 des M.1 in Hohenlockstedt der Arthur Boskamp-Stiftung (ab Min. 24:15). Drei Teilnehmer:innen der Akademie, Sophya Kallista Frohberg, Ioulia Kokkokiou und Thủy-Tiên Nguyễn, reflektieren die Arbeit an der Begegnung, die Gefahr der Tokenisierung und die häufig ungleichen Machtverhältnisse zwischen Kulturinstitutionen und marginalisierten Gruppen im Kulturbetrieb (ab Min. 17:55). Tmnit Zere gab in einem offenen Gespräch Einblicke in die Arbeit des Nyabinghi Lab und sprach über das Projekt „Freistaat Barackia — Landscapes of Liberation“ (ab Min. 32:55). Neben diesen praxisorientierten Beispielen, die konkrete Strategien, Fragen und Herausforderungen aufzeigten, fand im zweiten Modul der Akademie ein Open Space statt (ab Min. 17:05). Dabei konnten eigene Themen und Anliegen benannt und in selbstgewählten Gruppen diskutiert und bearbeitet werden. Der Open Space wurde von Yaari Pannwitz begleitet.

Zu hören sind: Sascia Bailer, Sophya Kallista Frohberg, Cornelia Hinterschuster, Ioulia Kokkokiou, Stella Konstantinou, Melanie Sien Min Lyn, Thủy-Tiên Nguyễn, Yasmine Salimi, Thu Trang Dong, Volkan Türeli, Tmnit Zere

Danke an das Bildungskollektiv „erklär mir mal…“ für die Bereitstellung von Content aus dem TikTok-Kanal @theatern (Sprecherin: Josephine „Pepita“ Niang).

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